Dieses Jahr war leider nicht weniger turbulent als das letzte Jahr, auch wenn wir uns das alle gerne gewünscht hätten. Das bedeutet angesichts der weltpolitischen Lage mit ihren vielen Krisen und Kriegen aber auch, dass wir alle Hände voll zu tun hatten. Unsere Arbeit wäre ohne euch Paten und Patinnen nicht möglich, weshalb wir uns an dieser Stelle ausdrücklich bei euch bedanken möchten!
Wir, dass sind die Friedensarbeiter*innen Annegret, Marvin und Philipp. Im Folgenden berichten wir dir von unseren wichtigsten Projekten und Tätigkeiten aus dem Jahr 2024. Wir wünschen dir beim Lesen des 19. Berichts viel Spaß. Darin stellen wir alle einzeln die eigenen Arbeitsschwerpunkte und -projekte nacheinander vor. Der Bericht bildet einen Ausschnitt unserer Arbeit, welche darüber hinaus auch noch aus vielen weiteren, oftmals administrativen Tätigkeiten besteht, dar.
Angeregtes Lesen, besinnliche Festtage und einen guten Rutsch ins neue Jahr wünschen
Philipp Ingenleuf, Annegret Krüger & Marvin Mendyka
+++ 19. Patenschaftsbericht vom 20.12.2024 +++
Friedensarbeiterin Annegret berichtet
Neben der Unterstützung der Aktivitäten rund um den zweiten Jahrestag des Angriffs Russlands auf die gesamte Ukraine, den Ostermarsch 2024, die weiteren Gedenktage, wie Hiroshima- & Nagasakigedenktag, war ein Highlight in diesem Jahr die Bildungsreise nach Kasachstan. Mit weiteren jungen Menschen reiste ich im Rahmen der ICAN-Bildungsreise im Juni nach Kasachstan, um vor Ort von Expert*innen, Betroffenen und Aktivist*innen über die Auswirkungen der über 450 Atomwaffentests der Sowjetunion in Kasachstan zu lernen. Die Geschichten zu hören und kennenzulernen hat mich tief beeindruckt, sodass im Nachgang der Reise einige Artikel zu diesem Thema entstanden sind. So im FriedensForum, in der Zeitung „Wissenschaft & Frieden“ und ein Zeitungsartikel im Münchner Merkur. Momentan entsteht aus dieser Reise ein weiteres Projekt, das Buch „Stimmen gegen das Vergessen“ – für und von den Stimmen der Millionen Betroffenen der Atomwaffentests. Ein Buch für eine nukleare Abrüstung. Falls du dieses wichtige Projekt unterstützen möchtest, beteilige dich hier mit einem Beitrag an der Startnext-Kampagne.
![](https://www.friedenskooperative.de/sites/default/files/bild/aktuelles/bildungsreise-nach-kasachstan-6286.png)
Das Projekt „Friedensweg Bonn“, das ich letztes Jahr bereits begonnen und vorgestellt habe, ging dieses Jahr in eine nächste Runde: Im Mai 2024 haben wir die englische Übersetzung der Broschüre „Peace Trail Bonn“ veröffentlicht und mit einer englischen Führung eingeweiht. Der Friedensweg zeigt auf insgesamt 11 Stationen einen Ausschnitt aus der Friedensgeschichte der Stadt Bonn. Denn diese Friedensgeschichte(n) werden oftmals vergessen. Doch es gibt zahlreiche Orte des Friedens und historische Persönlichkeiten zu entdecken, die sich für Frieden und Menschenrechte engagierten. Sowohl die deutsche als auch die englische Broschüre zum Friedensweg kann zum Bestellen als auch als PDF-Dateien zum selbst Ablaufen unter www.friedensweg-bonn.de runtergeladen werden.
![](https://www.friedenskooperative.de/sites/default/files/styles/image_teaser_2x1_medium/public/dsc09713.jpg?itok=Wn5RqVph&focal_point=50,50)
Der Krieg in Israel, Palästina und Libanon hat uns dieses Jahr natürlich auch sehr beschäftigt. Dafür habe ich zwei sehr erfolgreiche Veranstaltungen mit Vertretern der Combatants for Peace in Bonn unterstützt und mitorganisiert. Gerade diese Stimmen, die sich konfliktübergreifend für ein Ende der Gewalt und Frieden engagieren, sollten noch viel mehr Menschen erreichen. Weiter haben wir im Oktober 2024 unseren Friedensappell beendet und wir haben zur Demonstration „Für einen gerechten Frieden in Israel & Palästina“ am 18. Oktober in Berlin aufgerufen, an der sich mehrere tausend Menschen beteiligten. Derzeit beteilige ich mich an den Planungen zu Folgeaktionen im kommenden Jahr.
Friedensarbeiter Philipp blickt auf die Ostermärsche sowie die Aktivitäten für Frieden in der Ukraine zurück und gibt einen kleinen Ausblick auf das neue Jahr
Nach den Ostermärschen zogen wir als Netzwerk Friedenskooperative eine positive Bilanz und das in mehrfacher Hinsicht. Erneut nahmen mehr Menschen an den über 100 Ostermarschaktionen teil als im Vorjahr. Angesichts der aktuellen Weltlage eine positive, aber auch dringend nötige Entwicklung, um deutliche Signale für Frieden und Abrüstung an die Bundesregierung senden zu können. Ein großes Zeichen konnten wir definitiv mit unserer Ostermarsch-Anzeige setzen, die dieses Jahr von über 2.000 Menschen unterzeichnet wurde. So viel Zuspruch hatten wir noch nie! Weshalb wir in der taz eine weitere Seite aufgrund der vielen Unterzeichner*innen hinzubuchen mussten. Natürlich wurde der Aufruf auch als reine Anzeige wieder in der Zeit veröffentlicht. Insgesamt war unsere umfangreiche Ostermarscharbeit mit Materialerstellung, Öffentlichkeitsarbeit und umfangreichen Informationsangebot wieder ein Erfolg und wir konnten durch unser Zutun einen wichtigen Beitrag leisten indem wir viele Menschen mobilisiert und informiert haben.
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Unser größter Arbeitsschwerpunkt 2025 war sicherlich die Kampagne „Frieden Verhandeln“, die ein Ende des Krieges in der Ukraine durch Verhandlungen fordert und aus einer Flugzeugbanner- sowie einer Postkarten-Aktion bestand. Das Flugzeugbanner, mit der Aufschrift „UKRAINE-KRIEG STOPPEN www.frieden-verhandeln.de“, war über zahlreichen Großstädten zu sehen und stieß auf große Resonanz (leider aber bis auf wenige Ausnahmen nicht in der Presse). An der Postkartenaktion, mit der Scholz und Putin aufgefordert wurden, sich stärker für Verhandlungen einzusetzen bzw. den Krieg zu beenden, nahmen mehrere Tausend Menschen Teil und alleine über unsere Webseiten wurden über 5.000 Postkarten abgeschickt! Das Scholz Putin im November angerufen hat, war ein Hoffnungsschimmer und ein wichtiger Schritt hin zu Verhandlungen. Doch es war natürlich nur ein erster Schritt und es müssen dringend weitere Gespräche geführt werden, damit dieser schreckliche und grausame Krieg bald ein Ende findet. Hoffnung macht, bei allen berechtigten Zweifeln an seinem Charakter und seiner Tauglichkeit, der neue US-Präsident, der die Ukraine-Politik neu ausrichten wird und dies dazu führen könnte, dass der Krieg zumindest „eingefroren“ werden könnte und Verhandlungen geführt werden.
Für uns steht schon jetzt fest, dass das Jahr 2025 voller Herausforderungen sein wird, angesichts eines US-Präsidenten Trump und der Bundestagswahlen im Februar. Dank der großartigen Unterstützung die wir auch wieder in diesem Jahr erfahren haben, fühlen wir uns gestärkt, um im kommenden Jahr wieder aktiv zu werden und uns einzumischen. Angesichts der vielen Krisen und Kriege braucht es dringend eine stärkere und präsentere Friedensbewegung, damit Friedenslösungen und Abrüstung nicht gänzlich von der Agenda verschwinden – daran arbeiten wir!
Friedensarbeiter Marvin organisiert Widerstand gegen Atom- und Mittelstreckenwaffen
Der Schwerpunkt meiner Arbeit im ersten Halbjahr 2024 lag auf dem Projekt „nuclearban24.eu“. Aufgrund der im Zuge der EU-Wahl aufkommenden Debatte um eine mögliche Bewaffnung der EU mit Atomwaffen war dieses Projekt dringend nötig! Dass diese Pläne zum einen höchst gefährlich und zum anderen völkerrechtlich höchst bedenklich sind, haben wir mit einem umfangreichen Info-Angebot, einer Podiumsdiskussion im Vorfeld der EU-Wahl und unserem Appell „EU-Atombombe? Nicht mit uns!“ deutlich gemacht. Mehr als 8.000 Menschen haben diesen unterschrieben.
Im Sommer habe ich mich dann beim Camp für Klimagerechtigkeit und nukleare Abrüstung eingebracht, welches vom 3. bis zum 7. Juli im rheinländischen Nörvenich stattgefunden hat. Dort sind übergangsweise die für die nukleare Teilhabe zuständigen Tornados stationiert. Beim Camp konnte ein vielfältiges Programm für die Aktiven geboten werden: Angefangen bei informativen Workshops über Infostände für die Menschen aus der Region bis hin zu einer Protestaktion am Fliegerhorst in Nörvenich. Alles in allem war das Camp ein großer Erfolg und ein spannendes Erlebnis, für alle, die mit dabei waren! Auch im nächsten Jahr wird der Protest an den Stationierungsorten der Atombomben und ihrer Trägerflugzeuge weitergehen. Beim Aktionsbündnis „atomwaffenfrei.jetzt“, in dem ich mich sehr stark engagiere, zeichnet sich bereits ab, dass dies ein Thema sein wird, auf das wir im Jahr 2025 ein besonderes Augenmerk legen möchten.
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Nach dem Aktionscamp beschäftigten mich in diesem Jahr vor allem zwei Projekte: Zum einen die Kampagne „Frieden verhandeln!“, zu der Philipp bereits ausführlich berichtete. Zum anderen die Ankündigung der Stationierung von US-Mittelstreckenwaffen ab 2026 in Deutschland. Viele Gruppen und Organisationen aus der Bewegung verspürten schnell den Drang, aktiv zu werden und „etwas“ zu unternehmen. Doch was genau sollte dieses „etwas“ werden? Aus dem Aktionsbündnis „atomwaffenfrei.jetzt“ heraus entstand die Idee zur Gründung einer neuen Kampagne gegen die Mittelstreckenwaffen, welche sich dann Anfang November gründete. Mehr als 40 Organisationen haben sich in dieser bereits zusammengeschlossen und werden nun aktiv! Infos zu der Kampagne „Friedensfähig statt erstschlagfähig: Für ein Europa ohne Mittelstreckenwaffen!“ findet ihr auf der brandneuen Website der Kampagne, an deren Erstellung ich zum Jahresende ebenfalls mitgewirkt habe.